15 Mai 2008
Zehnbauer
Mannheimer Morgen - 14. Mai 2008
Datenschutz: Aufzeichnung eines Beschwerde-Anrufs taucht im Internet auf
-
im Präsidium sucht man nun nach dem "Leck"
Mitschnitt bringt Polizei in Bedrängnis
Von unserem Redaktionsmitglied Timo Schmidhuber
Der Mitschnitt eines Telefongesprächs zwischen einer lärmgeplagten
Waldhöferin und einem Mannheimer Polizisten sorgt beim Internetportal
YouTube derzeit kräftig für Lacher. Mehr als 88 000 Mal ist der knapp
eineinhalb Minuten lange Beitrag bislang angehört worden. Zumindest ein
Schmunzeln kann sich dabei keiner verkneifen, aber gleichzeitig stellen
sich nicht nur Datenschützer die Frage, wie dieses Telefonat nach
draußen
kommen konnte. Im Präsidium in L 6 sucht man derzeit nach dem
Schuldigen,
wie Sprecher Volker Böhm erklärt.
In der Aufzeichnung ist zu hören, wie sich die aggressive Waldhöferin in
breitestem, derbem Mannemerisch bei der Polizei meldet und sich über die
laute Musik aus der Nachbarwohnung beschwert ("Bei mir sinn die Deller
vunn
de Wend gfloge"). Sie fordert einen Streifenwagen an, die Beamten sollen
den Nachbarn am besten gleich "in de Knaschd" stecken, ansonsten droht
sie,
die Sache selbst in die Hand zu nehmen: "Wonn ihr nix machd, geh isch
riwwer unn box' äm nämlisch grad' ä mol in soi dräggisches Maul noi."
Für
alle, die der Regionalsprache nicht mächtig sind, läuft auf dem
Bildschirm
die hochdeutsche Übersetzung mit.
So weit, so witzig. Das Pikante ist nur, dass in dem Mitschnitt neben
den
Namen der wütenden Klägerin und des Musikfreundes auch die komplette
Adresse des Hauses zu hören ist - genauso wie die bisweilen süffisante
Reaktion des Polizisten am anderen Ende der Leitung, der bei dem Anruf
offenbar auch nicht ganz ernst bleiben kann. Der Beamte versteht die
schnell redende Frau nur ganz schwer und fragt sie deshalb etwa, ob sie
vielleicht gerade ihr Gebiss nicht im Mund habe ("Hawwe' Se die Zäh
hause,
odda was?").
"Im Ton vergriffen"
Polizeisprecher Böhm erklärt, dass das Telefonat schon rund drei Jahre
zurückliegt. Auf welchem Weg die Datei an die Öffentlichkeit gelangte,
das
sei derzeit noch nicht bekannt. "Bei uns laufen Ermittlungen, um den
Schuldigen ausfindig zu machen. Wir bedauern den Vorfall." Verrat von
Dienstgeheimnissen und Verstoß gegen Datenschutz-Richtlinien - für den
Schuldigen, so betont Böhm, werde die Sache straf- und beamtenrechtliche
Konsequenzen haben. Aber auch der Beamte am Telefon habe sich "im Ton
vergriffen". Mit ihm gab es ein "klärendes Gespräch". Bei der Frau habe
man
sich entschuldigt.
Bis Ende 2007 sind Notrufe laut Böhm noch auf DVDs gebrannt, sechs bis
acht
Wochen aufbewahrt und dann überschrieben worden. Hier hat sich dann wohl
jemand eine Kopie gezogen, nur ein enger Kreis habe Zugang gehabt.
Inzwischen werden die Anrufe für ein halbes Jahr auf einem Server
gespeichert. "Hier könnte man dann sofort nachvollziehen, wenn jemand
zugreift."
Mannheimer Morgen - 14. Mai 2008
Datenschutz: Aufzeichnung eines Beschwerde-Anrufs taucht im Internet auf
-
im Präsidium sucht man nun nach dem "Leck"
Mitschnitt bringt Polizei in Bedrängnis
Von unserem Redaktionsmitglied Timo Schmidhuber
Der Mitschnitt eines Telefongesprächs zwischen einer lärmgeplagten
Waldhöferin und einem Mannheimer Polizisten sorgt beim Internetportal
YouTube derzeit kräftig für Lacher. Mehr als 88 000 Mal ist der knapp
eineinhalb Minuten lange Beitrag bislang angehört worden. Zumindest ein
Schmunzeln kann sich dabei keiner verkneifen, aber gleichzeitig stellen
sich nicht nur Datenschützer die Frage, wie dieses Telefonat nach
draußen
kommen konnte. Im Präsidium in L 6 sucht man derzeit nach dem
Schuldigen,
wie Sprecher Volker Böhm erklärt.
In der Aufzeichnung ist zu hören, wie sich die aggressive Waldhöferin in
breitestem, derbem Mannemerisch bei der Polizei meldet und sich über die
laute Musik aus der Nachbarwohnung beschwert ("Bei mir sinn die Deller
vunn
de Wend gfloge"). Sie fordert einen Streifenwagen an, die Beamten sollen
den Nachbarn am besten gleich "in de Knaschd" stecken, ansonsten droht
sie,
die Sache selbst in die Hand zu nehmen: "Wonn ihr nix machd, geh isch
riwwer unn box' äm nämlisch grad' ä mol in soi dräggisches Maul noi."
Für
alle, die der Regionalsprache nicht mächtig sind, läuft auf dem
Bildschirm
die hochdeutsche Übersetzung mit.
So weit, so witzig. Das Pikante ist nur, dass in dem Mitschnitt neben
den
Namen der wütenden Klägerin und des Musikfreundes auch die komplette
Adresse des Hauses zu hören ist - genauso wie die bisweilen süffisante
Reaktion des Polizisten am anderen Ende der Leitung, der bei dem Anruf
offenbar auch nicht ganz ernst bleiben kann. Der Beamte versteht die
schnell redende Frau nur ganz schwer und fragt sie deshalb etwa, ob sie
vielleicht gerade ihr Gebiss nicht im Mund habe ("Hawwe' Se die Zäh
hause,
odda was?").
"Im Ton vergriffen"
Polizeisprecher Böhm erklärt, dass das Telefonat schon rund drei Jahre
zurückliegt. Auf welchem Weg die Datei an die Öffentlichkeit gelangte,
das
sei derzeit noch nicht bekannt. "Bei uns laufen Ermittlungen, um den
Schuldigen ausfindig zu machen. Wir bedauern den Vorfall." Verrat von
Dienstgeheimnissen und Verstoß gegen Datenschutz-Richtlinien - für den
Schuldigen, so betont Böhm, werde die Sache straf- und beamtenrechtliche
Konsequenzen haben. Aber auch der Beamte am Telefon habe sich "im Ton
vergriffen". Mit ihm gab es ein "klärendes Gespräch". Bei der Frau habe
man
sich entschuldigt.
Bis Ende 2007 sind Notrufe laut Böhm noch auf DVDs gebrannt, sechs bis
acht
Wochen aufbewahrt und dann überschrieben worden. Hier hat sich dann wohl
jemand eine Kopie gezogen, nur ein enger Kreis habe Zugang gehabt.
Inzwischen werden die Anrufe für ein halbes Jahr auf einem Server
gespeichert. "Hier könnte man dann sofort nachvollziehen, wenn jemand
zugreift."
Mannheimer Morgen - 14. Mai 2008